2020 – Minjae Lee
Bachelor of Fine Arts, Malerei, ChuGye University for the Arts in Seoul
Studium der Bildhauerei, Akademie der Bildenden Künste München
2020: Im August und September 2020 arbeitete Minjae Lee aus Südkorea an seinem Projekt „Leeraum“ in Demmin. Minjae Lee ist Südkoreaner und lebt seit fünf Jahren in Deutschland, aktuell in München, wo er bei Gregor Schneider Bildhauerei studiert. Seine Kunst ist die performative Rauminstallation. Was das genau ist? Er erschafft künstliche Räume – mit großer Detailverliebtheit – und begibt sich in diese Räume hinein. Meistens tut er dann Dinge, die die Betrachtenden irritieren. Mit seiner 14tägigen Performance erschaffte Minjae Lee einen leeren Raum in einem leeren Raum.
Dafür saß er zwei Wochen im Pavillion im Marienhain und pustete ein Inflatable auf. Jeden tag wuchs der leere Raum aus Atem. Minjae bezeichnet diese Kunst als die Darstellung von Ängsten (sozialen Ängsten und ganz persönlichen Ängsten), indem er obsessiv sinnlose Tätigkeiten vollzieht.
Interview mit dem Künstler
Wir: Hallo Minjae, du hast nun einige Zeit in Demmin gewohnt und gearbeitet. Wie hast du zu Beginn deines Schaffens Demmin wahrgenommen und wie hat sich deine Wahrnehmung zur Stadt verändert?
Minja Lee: Demmin war kleinere als jede andere deutsche Stadt, in der ich länger gewesen bin. Bevor ich nach Demmin gefahren bin, hatte ich zuerst ein bisschen Sorge, in einer unbekannten Stadt zu arbeiten. Vielleicht habe ich die Stadt mit Vorurteilen über das Unbekannte betrachtet, weil ich keine Informationen über diese kleine Stadt hatte. Während des Aufenthalts versuchte ich Demmin nach und nach zu verstehen. Dabei habe ich gelernt, dass Demmin für viele verschiedene Kulturen und Formen der Kultur offen ist.
Wir: Wie hat die Stadt deine Arbeit und Kreativität beeinflusst?
Minjae Lee: Stark beeinflusst haben mich die leeren Gebäude und leeren Räume in der Stadt, die man überall finden kann. Und auch die dunkle Geschichte der Stadt, die ich zuvor nicht kannte, wurde für mich zu einem riesigen und erweiterten Thema von Angst.
Aber es wäre sehr schwer, sogar vermessen nach einem Monat, für einen Künstler allein durch eine Arbeit die Geschichte und Probleme der Stadt darzustellen. Trotzdem überlegte ich mir, ob und wie ich mit meiner Arbeit dieses schwere Thema darstellen könnte.
Der Pavillon im Marienhain, wo ich ausgestellt und meine Performance gemacht habe, war eigentlich ein öffentlicher Ort für mich. Man nennt ihn einen Galeriepavillon, in dem ich aber eine andere Erfahrung hatte, weil ich es immer gewohnt bin, meine Arbeiten in einem abgeschlossenen Ausstellungsbereich zu zeigen. Im Galeriepavillon im Demminer Marienhain erlebte ich Menschen, die meiner Arbeit nicht aus der Perspektive des Publikums begegnet sind, sondern vom Standpunkt eines gewöhnlichen Passanten. Diese Situation warf für mich viele Fragen zur Beziehung zwischen Publikum und Künstler auf, über die ich auch im Nachhinein noch nachdenke.
Wir: Hat dir in deiner Zeit in Demmin etwas gefehlt?
Minjae Lee: Nein, durch die zahlreichen Erfahrungen in Demmin habe ich viel darüber gelernt und nachgedacht, wie ich mich in einer unbekannten Umgebung anpassen und arbeiten kann.
Wir: Welcher Ort hat dir in Demmin besonders gut gefallen?
Minjae Lee: Ich erinnere mich immer noch daran, dass die niedrig hängenden Wolken am Himmel über den niedrigen Gebäuden schweben. Damit konnte ich jeden Tag überall einen schönen Sonnenuntergang sehen.
Ich war leider nicht aktiv, deswegen bin ich nicht in allen Ecken und Winkeln der Stadt gewesen, aber die Sonnenuntergänge haben mich immer beeindruckt. Außerdem bleibt mir die ruhige Landschaft des Haus Demmin in Erinnerung, die ich nach der Ausstellung besucht habe. Und der Pavillon, der mein Gefühlsraum war und der einsame kleine Park Marienhain, wo ich tief nachgedacht habe.
Wir: Was empfandst du als typisch für Demmin?
Minjae Lee: Es war beeindruckend, dass die Leute den Tag sehr früh beginnen und den Feierabend auch früh genießen.
Wir: Was wolltest du den Demminern schon immer mal sagen?
Minjae Lee: Zuerst möchte ich mich bei denen bedanken, die ich in Demmin getroffen und kennengelernt habe. Die meisten Demminer reagierten auf meine Arbeit positiv. Und es war sehr nett, dass sie mich mehrmals besuchten, um mein laufendes Projekt zu sehen.
Es wäre sehr schön, wenn in der ferneren Zukunft im Pavillon an meine Arbeit erinnert werden würde.